Die meisten Menschen, die ich kenne, wollen vertrauensvoll im Reinen mit sich sein und mit Klarheit durchs Leben gehen. Selbstbewusst und selbstsicher mit den alltäglichen Belangen umgehen. Am liebsten nur so und das jeden Tag. Hand auf Herz, bei wem ist das so? Oder taucht nicht hier und da so ein Gedanke auf, wie „Ui, kann ich das denn?“, „Mache ich das richtig?“ oder „Dabei fühle ich mich aber unsicher?“? Vielleicht nur ganz winzig, so dass man ihn kaum bemerkt. So ein Gedanke zeigt sich nicht immer deutlich und wenn er weit unter der Oberfläche ist, äußert er sich auch gerne als Unsicherheit, Unruhe, Unwohl sein oder irgend ein anderes komisches Gefühl. Das kenne ich gut selbst. Ich war schon in der Grundschule unsicher, ob mich meine Freund*Innen heute mögen, ob ich mitspielen darf oder ob ich nicht doch wieder Außen vor stehe. Mir ging wirklich viel durch den Kopf, one dass ich damals wusste, dass das Selbstzweifel waren. Ich wollte irgendwie überleben und kannte dafür noch nicht anderes, als nicht nach anderen zur richten, mich unsichtbar zu machen oder mir etwas zu erkaufen (z.B. mit meinem Pausenbrot). Es schien auch gut zu funktionieren, doch egal was ich tat, meine Zweifel bewahrheiteten sich immer wieder. Häßliche Brille, uncoole Klamotten, doofe Frisur – zumindest dachte ich das.
Denke NICHT an einen rosa Elefanten
Im Laufe der Zeit konnte ich die Unsicherheit immer besser verkleiden. Natürlich war sie da und vermutlich haben das auch ziemlich viele Menschen gemerkt. Und genauso natürlich hatten alle anderen Menschen auch diese Zweifel und dort konnte ich sie wunderbar erkennen und blöd finden. Heute weiss ich, dass das nur mein Spiegel war. Irgendwann in den 80ern begann die Zeit, in der das positive Denken und gefühlt erstmalig Selbsthilfebücher populärer wurden. Da hörte ich zum ersten Mal so etwas in der Art wie „Du bist, was du glaubst“. Verstanden hatte ich es da noch nicht und wie sehr viele saß ich dem Irrglauben auf, dass a) Glauben gleich Denken sei und b) sich selbst dafür verurteilen ein super Lösung sei.
Das kennt wahrscheinlich jede/r: Sobald man unbedingt NICHT an etwas denken will (in dem Fall die Unsicherheit), macht man es erst recht. Denke jetzt gerade NICHT an einen rosa Elefanten!!! Versuche das mal und du wirst sehen, wie unser eigener Verstand da Spielchen mit uns spielt. Wenn man nicht schon geübt ist, wird er immer wieder zum rosa Elefanten zurückkehren oder zu dem, was man eben NICHT will. Und er wird dir vorgaukeln, dass das nur mit dem Kopf zu lösen und weg-zudenken sei. Doch Glaube ist nicht Denken. Glaube sitzt im System ganz woanders. Insofern stimmt es, dass es großen Einfluß hat hat, was man über sich glaubt. Das was man über sich glaubt, ist mit Gefühl und dem Herzen verbunden, deshalb kann der Weg über den Kopf nur ein Einstieg sein. Die Lösung geht über das Gefühl und das Herz.
Bei Unsicherheit: Warum ist das so wichtig?
Zweifel und Unsicherheit sind ein Muster, dass wir von klein auf lernen. Im Elternhaus, in der Gesellschaft und deren strukturellen Einrichtungen (Schule, Arbeitswelt, usw.). Es ist noch sehr häufig so, auch wenn es den Anschein hat, dass sich allmählich einige Dinge ändern. Aus diesem Mangel heraus braucht es andere Wege als reines Schön-denken. Das beginnt bei einem selbst. Es mag merkwürdig klingen, doch hierbei können Gedanken unterstützen. Nimm dir Zeit, gerne auch für dich alleine an einem ruhigen Ort und erforsche dich ganz ehrlich.
Warum möchtest du in, mit oder bei Etwas so „gut“ sein? Warum so schlank, cool oder erfolgreich (hier darfst du dich auch fragen, was heisst für dich Erfolg?)? So witzig, schlau oder souverän oder <was auch immer>? So perfekt? Was glaubst du, was anders sein wird, wenn du „es“ geschafft hast?
Wenn du es dir aufschreibst, hast du das Konstrukt deiner Gedanken dazu schwarz auf weiß vor Augen. Es zeigt sehr gut, was einen einerseits antreibt und gleichzeitig auch, an welchen Stellen man sehr gerne den Zweifel an sich selbst schürt. Oft ist einem auch gar nicht bewusst, was eigentlich genau dahinter steckt. Es ist ja ganz schön spannend, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Daher nimm dein Notizen von eben und mache in Ruhe weiter:
- Wenn du <Was aus immer> erreicht hast, was ist dann? Warum ist das so wichtig?
- Wenn du <Antwort aus 1.)> erreicht hast, was ist dann? Warum ist DAS so wichtig?
- Wenn du <Antwort aus 2.)> erreicht hast, was ist dann? Warum ist DAS so wichtig?
- Wenn du <Antwort aus 3.)> erreicht hast, was ist dann? Warum ist DAS so wichtig?
- Usw.
Am Anfang ist es evtl. Ungewohnt und dein Verstand wird versuchen, dich davon abzuhalten („Was soll das?“, „Da kommt nichts mehr“,…). Hier ist es wichtig, sich nicht mit der erstbesten Antworten zufrieden zu geben. In diesem Fall ist die ganz schnelle Antwort der Versuch des Verstandes, einen auszutricksen. Wiederholt diese Fragen solange bis euere Erkenntnis sich nicht mehr ändert, nach Möglichkeit mindestens 5x.
Willst du alle Rollen ausfüllen?
Ein anderer Aspekt ist das, was du glaubst zu sein. Im Alltag verliert man sich oft etwas aus dem Auge. Hier kann man gut an die Übung aus dem ersten Anschnitt anknüpfen. Nimm dir auch hierfür Zeit und Ruhe und notiere für dich, welche Rollen du in deinem Alltag ausfüllst. Bist du: Mutter/Vater? Tochter/Sohn? Lebens)Partner*In? Kolleg*In? Katzen-oder Hundemama? Freund*In? Koch/Köchin? Arbeitnehmer*In? Arbeitgerber*In? Lernende/r? Übende/r? Lehrende/r?….hier kommt alles hin, was dir einfällt.
Ich kann mir gut vorstellen, das das ziemlich viele Rollen sind. Und wenn du all diese Rollen vor dir geschrieben siehst, dann stelle dir vor, dass du jede dieser Rollen voll und ganz zu 100% erfüllst. Was macht das mit dir? Also ich merke da bei mir schon Unsicherheit…das ist ja ein riesiger Anspruch n einen selbst…und vor allem unerfüllbar. Willst du dem ernsthaft entsprechen? Und auch diese Ansprüche sind nur ein Konstrukt unsers Verstandes, der uns weismachen will, dass es so sein müsste. Es sind nur Gedanken. Dennoch ist hier eine Gelegenheit, zu überprüfen, wie sehr du dich mit einer oder mehreren Rollen identifizierst. Hier hörst du ggf. deiner inneren Stimme nicht richtig zu und die Rolle überdeckt das, was du wirklich bist. Auch, wenn du es nicht glauben magst, aber du bist ja noch viel mehr: Seele, Licht, Essenz, die sich im Hier und Jetzt ausdrücken möchte.
Fühle dich im Hier und Jetzt
Ich finde diese Perspektive durchaus befreiend und wenn ich das mit etwas Abstand quasi beobachte, ist auch irgendwie lustig wie bei Unsicherheit mein eigener Verstand „mich“ ziemlich häufig versucht, von der Vergangenheit in die Zukunft und zurück in die Vergangenheit und weder in die Zukunft zu schicken, ohne wirklich in der Gegenwart zu sein. In destruktiv sind das u.a. Zweifel und Unsicherheit. In konstruktiv und stärkend können wir das sehr gerne behalten. Falls du damit mehr in Frieden kommen möchtest und gleichzeitig mehr im Hier und Jetzt ankommen möchtest, gebe ich dir noch eine weitere Übung mit:
Nimm dir wieder Zeit für dich, du kannst es im sitzen oder im Liegen machen. Spüre deinen Atem, ganz in deinem Rhythmus und lege die Hände auf die Mitte deiner Brust. Dort ist dein energetisches Herz. Werde dort sanft und weich, vielleicht wirst du dort auch weit, warm oder nimmst ein Leuchten, eine Farbe wahr….ganz wie es dir entspricht. In diesem Zustand beobachte die Unsicherheit…wo und wie ist sie? Ein Fleck oder ein Schatten? Fest oder wolkig? In dir oder ausserhalb von dir? Es kann und darf alles sein, wie und was sich zeigen will. Lass dich ganz auf diesen Moment ein und lasse dann das gute, wohlige Gefühl aus der Mitte deiner Brust dorthin fliessen (so kannst du es dir vorstellen) und beobachte auch hier, was sich verändert. Gönne dir und genieße diese Zeit. In dieser Übung erfährst du, dass das Gefühl und Das Herz viel mehr bewirken können, als der Verstand.