Demut , der Wald und Wildschweinbabies 

Heute gibt es eine Geschichte aus dem Wald…und ein bisschen auch für den Wald. Diese Woche war ich zweimal dort, am Ostermontag und am Donnerstag. Warum ist das wichtig? Weil ich ich am Ostermontag nicht bedacht hatte, dass viele Familien unterwegs sein würden. Ich wollte ja nicht nur in den Wald, sondern auch zu den Wildtiergehegen, besonders zu den Wildschweinen, die haben nämlich jetzt sooo süße Babies. Das klappte  am Montag leider nicht, dafür am Donnerstag umso besser. Als ich am Montag an diesem wunderbar strahlenden Frühlingstag ankam und auf das Gehege zuging, waren dort 2 Familien mit Kindern, was ja erst mal ganz normal ist. Nur dass sie so laut waren und herumplärrten, dass man sie wahrscheinlich am anderen Ende des Waldes auch noch hören konnte. Die Bache mit mit den Baby-Frischlingen ist im wahrsten Sinne des Wortes im Schweinsngallop vom zäun weggepest, um die Kleinen in Sicherheit zu bringen. Das Geschrei und Gemeckere war groß, weil die „bösen“ Wildschweine einfach abgehauen sind und einfach ihre Ruhe haben wollten. Und was hat das mit Demut zu tun?

Zu Gast im Wald

Demut heisst ja nicht, sich klein zu machen, ganz im Gegenteil. Und ein Aspekt für mich ist dabei dass man sozusagen seinen Platz im großen Ganzen hat und bestenfalls auch kennt. Und im Wald fühle ich immer sehr besonders, das wir mit allem verbunden sind. Und doch sind wir im Wald nicht zu Hause, wir wohnen da nicht und sind dort für den Augenblick zu Gast. Und als Gast sollten wir unserem Gastgeber mit Anerkennung, Wertschätzung und Respekt gegenüber seinen Lebensgewohnheiten gegenüber treten. Wie würde es uns denn gehen, wenn wildfremde Menschen bei uns herumtrampeln, herumschreien und sich schlecht benehmen und dann noch beleidigt sind, weil wir sie nicht sehen wollen? Zur Demut gehört eben auch das Sein mit den Anderen. Dass man weder „Besser“ noch „Schlechter“ ist, sondern gleichwertig. Im besten Fall sollte das nicht nur für die Mitmenschen gelten, sondern auch für Tiere, Planzen, die ganze Erde. 

Ein Missverständnis über Demut

Über Demut, ähnlich wie bei Bescheidenheit, gibt es ganz viele Missverständnisse. Das hat auch mit Art zu tun, wie wir aufwachsen und erzogen werden. Oft wird in unserer Kultur Demut verwechselt mit sich klein machen, unterwürfig sein, sich an letze Stelle setzen und ähnlichen eher angstbesetzten Dingen. Wenn wir das von zu Hause so lernen, ist das wirklich nicht schön. Eine Möglichkeit, damit besser umzugehen zu können ist, sich bewusst zu machen, dass unsere Eltern es nicht besser wussten. Sie haben es auch nur so gelernt und für sie ist i.d.R. noch völlig unüblich, solche Zusammenhänge näher zu hinterfragen. Ich dachte auch lange Zeit, dass dies Demut sei, doch mittlerweile weiss ich es besser. In der Demut liegt eine ganz eigen Kraft, die in sich ruhend ist und laut sein kann, aber nicht muss…es geht auch sehr gut leise. Zunächst gehört zur Demut die Bereitschaft zu dienen. Über Dienen liegt fast dasselbe Missverständnis vor. Dienen heisst nicht, alles für den anderen zu tun und sich vor ihm zu ducken. Dienen heisst, sich (gegenseitig) zu unterstützen und sich am Weg des Anderen zu erfreuen.

Aha, das Gemüt ist auch dabei

Die Deutsche Spechte ist schön. In De-Mut stecken für mich nicht nur unser göttlicher (Deus) Anteil und der Mut im Sinne von Tapferkeit. Ich las neulich (und das war ein kleiner AHA-Effekt), dass in Demut auch das Gemüt enthalten ist. Hat also jemand sein sanftmütiges Gemüt, ein bescheidenes Gemüt,…? Oder sogar ein hochmütiges Gemüt, was dann aber nicht zur Demut gehört? Im Gegensatz zur Arroganz/Hybris gehört für mich ein ganz natürlicher Stolz dazu. So ein Stolz, wenn Kinder etwas Tolles gebastelt haben und es dann ganz stolz voller Freude  den Eltern zeigen. Insofern darf gerne eine gute Portion von Selbstvertrauen (also Vertrauen in sich und die eigenen Fähigkeiten), Durchsetzungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit (das, was man sich vornimmt zu erreichen) und vor allem Optimismus dabei sein. Es ist aber auch ein tieferes Wissen, dass man einerseits Einiges erreichen kann und Einiges auch nicht. Und damit seinen Frieden gemacht hat. Einiges davon kann dann noch selbst erreichen und wiederum Einiges gemeinsam mit anderen. Demut ist auch das Bewusstsein, dass nicht alles in unseren Händen liegt und gleichzeitig ein großes Vertrauen ins Leben.

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