Bewertung oder oder ein Geschenk?

Ja oder Nein, doof oder nicht doof, mag ich oder mag ich nicht… Diese Pärchen kennen wir alle aus unserem täglichen Leben und fast niemandem ist bewusst, dass das schon eine Form von Bewertung ist. Ein schönes Beispiel, das wohl jeder nachvollziehen kann, ist es bei einem Essen diese Geräusch aus dem Bauch heraus von sich zu geben: „nh-nh“ (nein, mag ich nicht) oder ein langezogenes „Mmhh“ (lecker, mag ich). Das ist eine ganz ursprüngliche From der Bewertung, die tief in unserem Menschsein verankert ist. Genauso, wie die obigen Beispiele vom Anfang. Diese Art von Bewertung ist so selbstverständlich für die meisten, dass es wahrscheinlich gar nicht auffällt, dass man sie macht. In dieser Qualität ist sie völlig natürlich und harmlos. Und sie gehört einfach zum Menschsein dazu. Das ist so tief in uns verankert, weil unsere steinzeitlichen Vorfahren darauf gepolt waren, blitzschnell unterscheiden zu müssen, ob etwas gefährlich ist oder nicht. Sei es in der Umwelt oder beim Essen oder innerhalb des Stamms.

Gefahr und Wohlbefinden

Unser Gehirn (Teile davon) vergisst manchmal, dass wir heute leben und nicht mehr damals. Insofern, solange sich nichts Gravierendes an unserer menschlichen Physis ändert, kommen wir also um diese Art der Bewertung nicht drum herum. Ein weiterer ganz alter Aspekt neben gefährlich oder nicht, ist auch: dient es unserem Wohlbefinden oder nicht. Wir sehen, Sicherheit und Wohlbefinden sind grundlegende menschliche Bedürfnisse, die wir auch in unserem Körper deutlich wahrnehmen können. Die Reize, denen wir heute ausgesetzt sind, sind ganz anders als die Reize damals. Die natürliche Reize von damals sich schon noch da, aber es sind durch die ganzen technischen und technologischen Entwicklungen so viele geworden, dass sie uns schier überfluten. Unser „altes“ System wird dadurch so stark stimuliert, dass die Menschen, oft ohne es zu wissen, in einer Art Daueralarmzustand herumlaufen. Alleine schon die Art der Handynutzung hält einen in diesem Modus, auch wenn es manchmal nur sehr gering ist. Sobald unser System auch nur ganz leichten Streß hat, sind unser Reptiliengehirn und unser klimbisches System aktiv. Unsere inneren Saboteure wachen auf und sagen Hallo.

Wer will denn da Bewertung spielen?

Wenn unsere inneren Saboteure sich melden, dann kommt es dazu, was viele mit Bewerten verbinden, nämlich Verurteilen, andere klein machen, lästern, usw. Es gibt sie in unterschiedlichster Form: Opfer, Diva, Bitch, Baby, innerer Kritiker, um nur einige zu nennen. Der innere Kritiker ist relativ geläufig, Deal erläutere ich hier kurz stichpunktartig die anderen. Opfer: möchte nur jammern und keine Veränderung; Sucht die Schuld bei anderen und übernimmt keine Verantwortung; möchte insgeheim Sympathie. Diva: meint, Dinge im Leben zu verdienen, ohne etwas dafür tun zu müssen; ist ganz besonders und hat ganz besondere Probleme; rasten aus, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden; wollen besondere Aufmerksamkeit; Bitch: hyper-arrogant, die anderen sollen erkennen, dass sie Idioten sind; Mischung aus Opfer und Diva, aber aggressiver; Keiner versteht sie; Schießt Leute ab, meckert und hat selbst noch nichts auf die Beine gestellt; Suchen Fehler, immer negativ und aufTrennung aus; Baby: supernaiv; übernimmt noch weniger Verantwortung, als das Opfer; Null Entwicklung; wollen nur Spaß haben und wenn es nicht mehr lustig ist, hauen sie ab oder schlafen; Können mit Energie nicht umgehen und brauchen einen Retter; Alles passiert nur mit reiner Magie.

Was wäre, wenn…?

Wenn wir ganz ehrlich mit uns sind (pssst, wir müssen es ja niemandem verraten ;-)…), kennen wir alle diese Zustände. Man mag sie anderen nicht besonders und falls man sie an sich bemerkt (wenn nicht, ist das nicht schlimm, sie können sich super verstecken), mag man sich selbst auch nicht besonders.  Und oft versucht man dann, entsprechende Gedanken und Emotionen loszuwerden. Was nicht besonders gut funktioniert…im Gegenteil, sie werden dann intensiver. Und auch das ist dann ein Form von Verurteilen. Einerseits, dass diese Gedanken und Emotionen „schlecht“ sind. Andererseits sich selbst verurteilen, dass man sie überhaupt hat. Und schwupps, sind wir in unserem eigen Gedankenkarussell gefangen. Was wäre denn, wenn a) die inneren Saboteure zum Mensch sein dazugehören? Aufzuhören, dagegen anzukämpfen, bahnt den weg zu innerem Frieden. Und es heisst ja nicht, dass wir uns von ihnen gängeln lassen müssen. b) Wenn sie uns eigentlich nur schützen wollen und es komisch wird, weil die Stelle im Gehirn, wo sie wohnen, noch nicht mitbekommen hat, dass die Steinzeit vorbei ist? Wenn es ein anderer Mensch wäre, würde man mit diesem auch achtsam umgehen c) Sie uns zeigen, wo wir für uns noch besser hinschauen sollten und wo wir für uns noch Entwicklungsmöglichkeiten haben.

Die andere Seite

Beispielsweise zeigt uns Neid, dass jemand etwas hat oder kann (Dinge, Fähigkeiten, Eigenschaften,…), dass wir noch nicht haben oder können. Viele sind so erzogen, dass sie die ungünstige Version von Neid leben: Sie werden mißgünstig, gönnen es dem anderen nicht, fangen an zu lästern, übernehmen keine Verantwortung dafür, usw. Es gibt aber eine hilfreiche Form davon, das Geschenk (denkt mal an ein Überraschungsei: Chaos, viele Stückchen und zusammenbauen muss man selber): Wir zeigen uns damit quasi selbst, dass es da etwas gibt, dass wir uns wünschen. Und weil andere es haben und auch nur ein Mensch sind, ist es das lebende Beispiel, dass es grundsätzlich möglich ist. Es ist dann die eigene Verantwortung, herauszufinden, ob mann es wirklich aus dem Inneren heraus will und bei sich zu schauen, was dazu fehlt. Es mag ungewohnt sein, zu beginnen, auch bei solchen Sachen die Verantwortung für sich zu übernehmen, doch ohne das geht es nicht. Wenn sich darauf einlässt, werden die Zweifel daran immer mal vorbeischauen. Sich selbst dabei zu hinterfragen, ist eine Möglichkeit damit umzugehen, mehr dazu findest hier.

Das kann man üben

Solange man noch in der Ablehnung ist, inst man noch in der Bewertung (doof, schlecht,…) und man wiegt sich in der Hoffnung, dass unsere inneren Saboteure irgendwann einmal verstummen. Leider Nein. Egal, wie „weit“ jemand schon ist auf seinem Weg, sie begegnet einem immer wieder. Man lernt, das wahr- und anzunehmen, zu beobachten, damit umzugehen und es zu seinen Gunsten zu drehen. Je mehr man das übt, desto leichter fällt es einem und es wird immer feiner, wie sie sich zeigen. Ich persönlich glaube ja, sogar der Dalai Lama hat das noch, er ist halt ein Meister darin dies vorbeigehen zu lassen und sich nicht in sich selbst zu verheddern. Um das zu Üben und sich selbst auf die Schliche zu kommen, gibt es folgende Übung zum Gedanken fangen:

  1. Akteptanz, dass es da ist und da sein darf
  2. S – Stop /innerlich, laut sagen, sich ein Stopschild Basten,….
  3. S- Stille, und ohne äußere Ablenkung in die Ruhe kommen (ein ruhiger Ort, Atmen, spazieren gehen,…)
  4. a) S – Suche, finde heraus, was es dir sagen will, z.B. mit der Warum-Technik

und/oder

  1. b) S – Shift, wandle den Gedanken, dass er dir dient und dich zum wachsen bringt

Ein Beispiel:

  1. Gedanke „Scheiße, warum bekommt <beliebiger Name> die Idee geschenkt und nicht ich? – dieser Gedanke darf da sein
  2. S -Ich habe laut STOP gesagt und es mit einer Handbewegung verbunden
  3. S – Ich habe mich hingesetzt, die linke Hand auf mein Sakralchakra gelegt und die rechte Hand auf mein Herzchakra, tief geatmet und innerlich eine energetische Verbindung zwischen meine Händen hergestellt
  4. a) S – ich habe erkannt, dass mein Bitch-Modus aktiv war

und

  1. b) S – Was wäre, wenn mir das Universum zutraut, dass ich selbst die Idee habe?

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