Wer von euch kennt es? Wir erlauben uns nicht laut zu sein, wenn wir es eigentlich wollen….wir erlauben uns nicht, verrückt zu sein, wenn wir es eigentlich wollen. Das Wort „Eigentlich“ zeigt es auch schon. In diesem Moment trauen wir uns nicht. Sowohl nicht das zu tun als auch nicht ver – trauen, nämlich unseren eigenen Impulsen. Also dem, was in dir steckt. Oft hindert uns daran die Orientierung am Außen, das wir gerade wichtiger nehmen, als uns selbst.
Wie entsteht Orientierung am Außen?
Aus menschlicher Sicht ist das nur allzu nachvollziehbar. Das geht schon als Baby los, vielleicht sogar schon früher. Babys haben zunächst noch einen unverstellten Zugang zu ihren Kern, zu ihren Empfindungen und zu ihren Bedürfnissen. Sie haben auch noch kein Ich-Bewusstsein, das sich erst mit der Zeit entwickelt. Wenn das stattfindet (und auch mit fortschreitendem Heranwachsen), gewinnen die gemachten Erfahrungen einen immer größeren Ich-Bezug. In der anfänglichen Angewiesenheit von zunächst den Eltern, finden die Erfüllung von Bedürfnissen und generell Erfahrung also über das Außen statt. Der Mensch beginnt, die Wahrnehmung immer mehr ins Außen zu richten und in vielen Fällen geht das Gefühl für das eigene Zentrum zumindest zum Teil verloren. Die Orientierung am Außen bekommt immer mehr Bedeutung und es wird wichtig, was andere von uns denken und wie wir wahrgenommen werden. Es kann leicht passieren, gerade bei schmerzhaften Erfahrungen, dass manche Menschen sich aufgrund der vielfältigen Abwechslungen, die das Außen bietet, sich verlieren und in der Aussenorientierung bleiben. Oft ist das mit einer latenten Unzufriedenheit und gewissen Unruhe verbunden. Bis zur Erschöpfung vom ständigen Erfüllen der Erwartungen vom Außen. Dies möchte man sich aber nicht eingestehen, was sich sehr unterschiedlich zeigen kann. Manchmal führt es sogar zu emotionaler Abhängigkeit. Das ist möglicherweise eine Form von Angst und ein Versuch, das Bedürfnis von Sicherheit oder Zugehörigkeit meist im Außen zu erfüllen.
Es meldet sich, was in dir steckt
Es kann auch sein, dass man das Gefühl hat, gar nicht mehr zu wissen, wer man ist. Wenn man dieses Gefühl bekommt, ist das ein gutes Zeichen. Denn es zeigt, dass ein bisschen am Bewusstsein gerüttelt wird und kleine Impulse an die Oberfläche kommen, dass irgendetwas nicht so ganz stimmt. Der Anfang zu einer allmählichen Reise ins eigene Innere ist gemacht. Sie wird Schritt für Schritt gemacht. Der Wunsch, wieder Kontakt zu sich selbst zu bekommen und ein Gefühl für sich selbst ist ein Indikator, auf diesem ungewohnten Weg zu bleiben. Und dieser Weg war und ist ist ein Abenteuer, wirklich mit allen Facetten einer tollen Geschichte…und diese Geschichte kann, will und darf mit Freude erzählt werden. Ich kann dies aus eigener Erfahrung sagen, dass sich das lohnt…aber sowas von. Wenn du mich vor 5 Jahren kennengelernt hättest, würdest du heute fragen „Wer ist das? Kenne ich die?“. Und ich bin zutiefst dankbar über alle Menschen, die dabei waren und sind.
Ich-Identität und unser Selbst
Es gibt einmal eine Art Ich-Identität, ein Selbstbild, das unsere Annahmen, Muster, Haltungen und Einstellungen enthält und durch die Kindheit, Schwangerschaft und sogar generationenübergreifend geprägt ist. Und es gibt unser wahres Selbst, unsere Seele, unseren Kern. Je näher wir diesem auf unserem Weg kommen und je mehr wir uns selbst entdecken und erfahren, desto mehr kommen wir in Kontakt mit uns. Dann wird es allmählich immer unwichtiger, was im Aussen passiert. Wir richten uns immer mehr nach uns selbst aus. Werte, die sich in diesem Prozeß durchaus ändern dürfen, geben uns auf der menschlichen Ebene Orientierung, quasi wie Leitplanken. Wenn man sich entwickelt, beinhaltet der Weg idealerweise beide Bereiche. Sehr oft wird aber zunächst mit der Ich-Identität begonnen…mit der Frage „Wer bin ich?“
Was können nun die ersten Schritte sein, um die innere Schatzkiste zu öffnen?
- In die Ruhe kommen. Mache lange Spaziergänge in der Natur. Dort will niemand etwas von dir und die Energien sind frei. Oder setze dich hin und schenke mit geschlossenes Augen 5 Minuten deine komplette Aufmerksamkeit deinem Atem. Erlaube allen Impulsen aus deinem Inneren, die kommen wollen, an die Oberfläche deines Bewusstseins zu kommen.
- Freunde dich mit dem Gedanken an, dass es in dir ganz viel zu entdecken gibt
- Gönne dir täglich kleine Auszeiten nur für dich ganz alleine und genieße etwas, das du ganz besonders gerne magst
- Höre laut Musik, die dich gut drauf bringt und tanze durch die Wohnung
- Singe laut bei deinem Lieblingslied mit. Gerne auch erst einmal im Auto 😉
- Geh auf einen Spielplatz und schaukle oder wage eine Fahrt auf der Rutsche
- Kaufe Wasserfarben und male ein buntes Bild ohne ein genaues Ziel zu haben. Schau, wohin die Farben dich führen.
- Erinnere dich, was dir Spaß und Freude macht oder gemacht hat und tue etwas davon
- Traue dich Nein zu sagen, wenn du Nein meinst. Über das im Kleinen.
- Akzeptiere alles an dir, auch vermeintlich Fehler und Schwächen. Jeden Tag ein bisschen mehr.
- Denke jeden Tag besser über dich
- Sei mitfühlend und freundlich zu dir
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