Da muss ich erst mal fragen..oder doch nicht?

Ina-Hoffmann über Emotionale-Abhängigkeit

Neulich war ich Lebensmittel einkaufen und es war im Supermarkt nicht immer gänzlich möglich, Abstände einzuhalten. Während ich mir überlegte ob ich lieber Petersilienwurzel oder Pastinake nehmen sollte, bekam ich Gesprächsfetzen mit von zwei Frauen, die zusammen ihre Besorgungen erledigten. Sie wirkten wirklich nett und ziemlich gut gelaunt. Es ging darum, dass die beiden in der Folgewoche abends etwas gemeinsam unternehmen wollten und nach einigem Hin und Her kann diese Aussage: „Ich hätte schon Lust mitzugehen. Aber ich muss da erst meinen Mann fragen, der mag das vielleicht nicht.“ Heute geht es um Emotionale Abhängigkeit.

Bäääm…das kenne ich…ich war früher selbst oft in solchen Situationen, in denen ich ich mich fast nichts mehr ohne die Erlaubnis anderer getraut habe. Und ich selbst habe etliche Anläufe gebraucht, um damit umzugehen. Daher konnte ich es gleichzeitig sehr gut nachvollziehen und mitfühlen (nicht mitleiden). Und nochmal Bäääm…ich weiss durch meinen eigenen Weg, dass es möglich ist, sich aus so einem Zustand wie die Emotionale Abhängigkeit heraus weiterzuentwickeln…darüber bin ich überglücklich.

Emotionale Abhängigkeit im Alltag

Emotionale Abhängigkeit…ein Thema, das häufiger vorkommt, als man meint. Es ist nicht so, dass gegenseitige Rücksichtnahme, Anteilnahme und Aufmerksamkeit oder auch das Eingehen auf Bedürfnisse eines anderen im Zwischenmenschlichen automatisch dazu führen. Es ist auch nicht so, dass es dazu führt, wenn es Menschen gibt, die einem wichtig sind. Für mich gehört das ganz selbstverständliche dazu. Wenn so etwas aber Überhand nimmt und man sich zu sehr zurückstellt oder sogar verliert, so dass man andere Menschen (das können auch Gruppen, Organisationen, Institutionen usw. sein) wichtiger nimmt, als sich selbst, so kann das ein mögliches Signal sein.

Zwei der Kernelemente sind aus meiner Sicht mangelnde Selbstliebe und nicht erfüllte Bedürfnisse in einer starken Ausprägung, d.h. Bedürftigkeit. Wenn man etwas feinfühliger und sensibler veranlagt ist, ist die Wahrscheinlichkeit dafür etwas höher. Es gibt viele Möglichkeiten der Entstehung, wie z.B. Familiendynamische Vorgänge auf verschiedenen Ebenen, die sogar generationenübergreifend sein können und sich schon vorgeburtlich auswirken können. Erlebnisse in der Schwangerschaft, Baby- und Kinderzeit tragen dazu bei, manchmal auch frühere Leben und die Seele möchte immer draus etwas lernen. Schmerzen diesbezüglich werden vielleicht verdrängt und es spalten sich quasi Anteile ab, die man nicht mehr anschauen mag.

Energie und Herzverbindung als Schlüssel für innere Ruhe?

Energetisch kann sich das auch auf verschiedene Arten zeigen, z.B. durch eine Art energetischer Schnur, die keine Herzensverbindung ist. Oder durch eine Art energetischer Mauer um das Herz, die man unbewusst gebaut hat. Vielleicht gibt es auch so ein Gefühl, als wenn wenn man nicht ganz in seinem Körper, bzw. auf der Erde ist.

Im Alltag zeigt es sich nicht immer deutlich, dass man sich in einer emotionalen Abhängigkeit befindet. Voraussetzung, dass man es erkennt und sich davon lösen kann, ist totale Ehrlichkeit zu sich selbst (ich weiss, das ist nicht leicht und auch nicht immer schön, aber unbedingt nötig!) und die eigene Bereitschaft, das ändern zu wollen. Damit ist nicht nur der Wille im Kopf gemeint, sondern die Bereitschaft auf einer tieferen Ebene. Dass es dazu kommen konnte, hat immer auch mit einem selbst zu tun, auch wenn das unbewusst geschehen ist.

Emotionale Abhängigkeit – Man kann sich das vorstellen, wie ein ganz langezogener Kaugummi, der zwischen zwei Menschen klebt und immer längergezogen wird, aber nicht abgeht. Da er sich keinesfalls von alleine löst und auch der andere es nicht tut, muss man es selbst in die Hand nehmen werden und ihn abmachen. Nur du kannst den emotionalen Kaugummi lösen. Du kannst den anderen nicht verändern, nur dich selbst.

Mögliche Fragestellungen zur Sensibilisierung für das Thema sind:

  • Suchst du meistens Bestätigung und Anerkennung in Aussen?
  • Ist es für dich wichtig, was andere Menschen von dir denken?
  • Passt du schnell deine Meinung an die vorherrschende Meinung an?
  • Fällt es dir schwer, Nein zu sagen?
  • Neigst du dazu, dich für Andere zurückzunehmen (um insgeheim etwas zu bekommen)?
  • Fällt es dir schwer, für dich und deine Bedürfnisse einzustehen?
  • Neigst du dazu, deine/n Partnerin oder dein Freundinnen zu kontrollieren?
  • Neigst du dazu, deine Lebensumstände und dein Umfeld kontrollieren zu wollen?
  • Hast du Angst, ausgeschlossen oder zurückgewiesen zu werden, wenn du Fehler machst oder dich nicht dem anderen Willen beugst?
  • Fühlst du dich unvollständig ohne Partner, bzw. beobachte, wie es dir geht bei der Frage, ob du dich selbst als vollständig fühlst?
  • Wie gut kannst du Entscheidungen alleine treffen?
  • Wie stark siehst du Beziehungen und Partnerschaften als Tauschgeschäft?
  • Aber auch:
  • Wie stark nimmst du deine Wünsche und Bedürfnisse wahr?
  • Kennst du überhaupt dein Wünsche und Bedürfnisse?
  • Wie sehen deine Grenzen aus ?
  • Wo lässt du dich meistens überrumpeln?
Und wie kannst du nun beginnen, den Kaugummi abzupulen (Stückchen für Stückchen immer mehr)?
  • Sei dir deiner Eigenverantwortung bewusst
  • Sei dir auch bewusst, dass du nicht die Lasten von anderen tragen musst
  • Sei ganz ehrlich zu dir selbst und erkenne dabei auch, was dein eigener Anteil an der Situation ist
  • Du musst die Veränderung wirklich wollen und deinen Teil dazu beitragen
  • Nimm dein Leben wieder in deine Hand
  • Erkenne, was du über dich glaubst und wenn es dich hindert, ändere es auf den richtigen Ebenen (nicht nur im Kopf)
  • Entwickle deinen Selbstwert und deine Selbstliebe
  • achte auf dein Umfeld, umgib dich mit Menschen die dich stärken und auch ehrlich zu dir sind
  • sei liebevoll und geduldig mit dir auf dem neuen Weg
Übungen für den Alltag – Bessere Entscheidungen treffen, leicht gemacht

Als erste Übung für deinen Alltag kannst du damit beginnen, zu üben, Entscheidungen zu treffen und Nein zu sagen. Beispielsweise gehe beim Einkaufen bewusst zur Frischetheke oder gehe auch in Läden, wo bedient wird, z.B. einen Obst- und Gemüsehändler. Schaue die das Sortiment zügig an und entscheide dich in 2 Minuten für einen Käse, eine Obstsorte, o.ä.. UND: Falls du beim Abwiegen gefragt wirst „Darf es etwas mehr sein?“ sage bitte deutlich und freundlich „Nein, Danke“.

Und zögere nicht, falls du der Meinung bist, du bewältigst es (noch) nicht alleine, dir kompetente Begleitung und Unterstützung zu suchen. Sich aktiv Hilfe zu suchen, ist eins der größten Zeichen für Selbstverantwortung.

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